Seitdem ich meinen ersten Hund adoptiert habe, ist die Frage „Was soll er essen?“ zu einem ständigen Begleiter meines Alltags geworden. Im Gegensatz zu uns Menschen können Hunde nicht mit Worten sagen, ob etwas „lecker“ oder „unverträglich“ ist. Daher beruht jede Entscheidung rund um ihre Ernährung auf Beobachtung, Versuch und Irrtum, dem Lernen über Nährstoffe – und schlussendlich darauf, die individuell passende Fütterungsweise zu finden.
In den letzten Jahren habe ich drei Hunde mit ganz unterschiedlichem Charakter, Alter und Körperbau großgezogen: einen kleinen, älteren Hund mit schwacher Konstitution, einen energiegeladenen mittelgroßen Hund sowie einen empfindlichen Bichon Frisé mit sensibler Verdauung. In dieser Zeit habe ich nahezu jede gängige Fütterungsmethode ausprobiert – Trockenfutter, Nassfutter, BARF, Rohfütterung, selbstgekochtes Futter… Alle Varianten haben Vor- und Nachteile. Es gibt keine „universell beste Wahl“, aber sehr wohl die individuell beste Lösung.
Heute möchte ich meine Erfahrungen mit den drei Hauptfutterarten – Trockenfutter, Nassfutter und Selbstgekochtes – systematisch teilen und meine Entscheidungslogik erläutern, in der Hoffnung, dass sie anderen Hundebesitzern hilft, die gesündeste Ernährungsform für den eigenen Vierbeiner zu finden.
1. Trockenfutter: Die Mainstream-Wahl moderner Hundeernährung
Trockenfutter – auch als Kibble oder Kroketten bekannt – ist nach wie vor die beliebteste Form der Hundeernährung. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Lagerungs- und Fütterungskomfort: Es verdirbt nicht so leicht, muss nicht gekühlt werden und ist durch die feste Form gut portionierbar.
- Ausgewogene Zusammensetzung: Seriöse Marken entwickeln ihre Rezepturen mit tierärztlich geprüfter Nährstoffbalance – mit klar definierten Anteilen an Eiweiß, Fett, Ballaststoffen und Spurenelementen.
- Zahnpflege-Effekt: Die feste Textur kann dazu beitragen, Zahnbelag zu reduzieren und so Zahnproblemen vorzubeugen.
Doch Trockenfutter ist kein Allheilmittel:
Einige Hunde fressen es nur widerwillig oder haben Kauprobleme. Wer seinem Hund ausschließlich Trockenfutter gibt und nicht auf ausreichende Wasseraufnahme achtet, riskiert Harnkonzentration oder Verstopfung. Hinzu kommt, dass es große Qualitätsunterschiede zwischen Marken gibt – minderwertige Fleischmehle, künstliche Lockstoffe oder überflüssige Füllstoffe sind keine Seltenheit.
Meine Empfehlungen:
- Achte auf hochwertige Marken mit Lebensmitteltauglichkeit und transparenter Zutatenliste.
- Beobachte regelmäßig Kotbeschaffenheit, Fellqualität und Appetitverhalten deines Hundes.
- Ist dein Hund ein „Trockenfutter-Muffel“, kannst du warmes Wasser oder etwas Fleischpüree untermischen.
- Zahnpflege sollte zusätzlich erfolgen – mit Kaustreifen oder regelmäßigem Zähneputzen.

2. Nassfutter: Hohe Akzeptanz, viel Feuchtigkeit, näher an natürlichem Fressen
Nassfutter – meist in Dosen oder Beuteln – ist ebenfalls eine weit verbreitete Form des Fertigfutters. Seine Vorteile gegenüber Trockenfutter sind deutlich spürbar:
- Sehr hohe Schmackhaftigkeit: Der intensive Geruch und die weiche Konsistenz sorgen fast immer für Begeisterung beim Hund.
- Hoher Wasseranteil: Ideal für Hunde, die wenig trinken – fördert die Gesundheit der Harnwege.
- Geeignet für bestimmte Gruppen: Alte Hunde, Hunde mit Zahnproblemen oder in der Genesung profitieren von weicher Konsistenz.
Doch auch Nassfutter hat Schattenseiten:
- Die tägliche Fütterung ist deutlich teurer.
- Der weiche Brei kann Zahnbelag fördern.
- Manche Hunde werden durch die Leckerei extrem wählerisch und verweigern danach Trockenfutter.
- Nach dem Öffnen muss das Futter gekühlt werden – unpraktisch auf Reisen.
Meine Anwendungsempfehlung:
- Als Ergänzung oder temporären Ersatz, nicht als Hauptnahrung.
- In Phasen wie Rekonvaleszenz, Futterverweigerung oder unterwegs.
- Zum Mischen mit Trockenfutter oder Selbstgekochtem zur Steigerung der Akzeptanz.
Vermeide Produkte mit fragwürdigen Zusatzstoffen, Farbstoffen oder künstlich gewürzten Soßen. Besser sind reine Fleischsorten oder Futter mit wenigen, klar erkennbaren Zutaten – bei gleichzeitig kontrollierter Kalorienzufuhr.
3. Selbstgekochtes: Hohe Individualisierung, aber nur mit Wissen sicher
Viele Hundebesitzer denken bei selbstgekochtem Futter sofort an „natürlich“, „gesund“, „frisch“ – und haben oft das Gefühl: „Ich vertraue industriellem Futter nicht – ich will es besser machen.“ Und ja: Eine wissenschaftlich fundierte, selbstzubereitete Ernährung kann viele Vorteile bringen:
- Volle Kontrolle über Zutaten und Nährwerte
- Individuelle Anpassung an Gesundheitszustand, Alter oder Jahreszeit
- Sehr schmackhaft und abwechslungsreich
- Fördert die Bindung durch gemeinsame Mahlzeitenzubereitung
Ich habe sowohl das BARF-Konzept (roh) als auch gekochtes Selbstfutter ausprobiert:
- BARF orientiert sich an der Ernährung wilder Hunde und Wölfe – mit rohem Fleisch, Knochen, Innereien, pürierten Gemüsen etc. Doch hier besteht ein höheres Risiko durch Bakterien, Parasiten oder unzureichende Nährstoffbilanz – besonders für immunschwache oder empfindliche Hunde ungeeignet.
- Gekochte Mahlzeiten sind sanfter und sicherer: aus gegartem Fleisch, Gemüse, Eiern und etwas komplexen Kohlenhydraten wie Kürbis oder Süßkartoffeln – ergänzt mit Calcium, Algenpulver und anderen Mikronährstoffen.
Selbstgekochtes ist aber keine „Hähnchen-Reis-fertig“-Lösung.
Hunde haben andere Bedürfnisse als Menschen: z. B. deutlich mehr Eiweiß, weniger Kohlenhydrate und ein exaktes Calcium-Phosphor-Verhältnis. Ohne Kenntnisse kann es schnell zu Mangelerscheinungen oder Überdosierungen (z. B. Vitamin-A-Vergiftung) kommen.
Meine Vorbereitungen für Selbstfutter:
- Rücksprache mit Tierärzten und zertifizierten Ernährungsexperten
- Studium des NRC-Standards für Hundeernährung
- Verwendung von Futterplan-Software wie BalanceIT
- Regelmäßige Blutuntersuchungen und Organcheck beim Tierarzt
Meine Rezeptur heute:
- 60 % gegartes Fleisch (Huhn, Rind, Fisch, Pute)
- 20 % komplexe Kohlenhydrate (Vollkornreis, Süßkartoffel)
- 10 % Gemüse (z. B. Kürbis- oder Karottenpüree)
- 10 % Ergänzungen (Eierschalenpulver, Algen, Probiotika etc.)

Ich empfehle, mit halb-selbstgemachten Mahlzeiten zu starten: z. B. hochwertiges Nassfutter oder Hühnchenpüree unters Trockenfutter mischen – und Schritt für Schritt umstellen.
4. Die drei Säulen der Futterwahl-Logik
Zur Kernfrage zurück: Welche Art Futter ist die richtige?
Aus meiner Sicht hilft eine dreidimensionale Betrachtung:
1. Gesundheit und Bedarf des Hundes
- Welpen und Junghunde benötigen viel Energie und Protein.
- Senioren oder übergewichtige Hunde brauchen leicht verdauliche, fettarme Kost.
- Sensible Hunde vertragen oft nur Single-Protein-Futter oder spezielle Diätfutter.
- Bei Zahn- oder Verdauungsproblemen eignen sich weichere Futterformen besser.
2. Lebensstil und Zeitmanagement
- Wer Vollzeit arbeitet, fährt mit hochwertigem Trockenfutter am besten.
- Haushalte mit mehreren Familienmitgliedern können sich an Selbstfutter wagen.
- Vielreisende setzen besser auf eine Kombi aus Trocken- und Nassfutter.
3. Finanzielle Möglichkeiten
- Trockenfutter ist die günstigste Langzeitlösung.
- Nassfutter kostet mehr, eignet sich aber hervorragend als Ergänzung.
- Selbstgekochtes ist teuer – sowohl was Zutaten als auch Zeitaufwand betrifft.
5. Jenseits der Kategorien: Flexible Fütterungsmodelle im Alltag
Was sich für mich als besonders wirksam erwiesen hat, ist eine strukturierte Vielfalt im Futterplan. Derzeit füttere ich:
- 60 % hochwertiges Trockenfutter
- 20 % reines Nassfleisch (z. B. aus der Dose oder frisch gegart)
- 20 % selbstgekochtes Futter (2x pro Woche)
- Ergänzt durch gelegentliche Leckerlis wie gefriergetrocknetes Fleisch oder Obst (Blaubeeren, Banane)
So bleibt die Ernährung abwechslungsreich und spannend – und gleichzeitig stabil in der Nährstoffversorgung. Wichtig bleibt stets: ausreichend Wasser! Egal welche Futterart gewählt wird – Wasseraufnahme ist essenziell, um Harnsteinen und Nierenerkrankungen vorzubeugen.
6. Ernährung ist eine Reise – und Ausdruck von Fürsorge
Die Wahl des richtigen Futters ist weit mehr als eine Konsumentscheidung – sie ist Ausdruck von Verantwortung und Fürsorge. Auf meinem Weg von Trocken- über Nass- bis Selbstfutter habe ich Fehler gemacht, aber auch viel gelernt. Wenn mein Hund gesundes Fell bekommt, vital bleibt und sich wohlfühlt, weiß ich: Das lohnt sich. Ernährung ist keine Modefrage, sondern eine individuelle Antwort auf die Frage: „Was tut meinem Hund gut?“