Das Haareschneiden meines Hundes habe ich lange Zeit einem professionellen Hundefriseur überlassen. Doch die hohen Kosten, die langen Wartezeiten und die Notwendigkeit, regelmäßig einen Termin zu vereinbaren – besonders beim Wechsel der Jahreszeiten – machten es zunehmend mühsam. Als Zeit und Budget knapp wurden, wagte ich schließlich, meinem Hund selbst zu Hause das Fell zu schneiden. Anfangs war es ein ziemliches Chaos, mein Hund war misstrauisch und ich unsicher. Aber mit jeder Erfahrung lernte ich dazu. Heute ist das Haareschneiden für uns zu einem Moment der Nähe und des Vertrauens geworden.
Ich möchte meine vollständige Methode mit allen teilen, die als Anfänger ebenfalls ihrem Hund zu Hause das Fell schneiden möchten – inklusive Werkzeugliste, Raumgestaltung, Schnitttechniken für verschiedene Körperregionen, Vorsichtsmaßnahmen und vieler praktischer Tipps. Selbst wenn du keinerlei Erfahrung hast, wirst du Schritt für Schritt sicherer werden.
1. Warum sollte man seinem Hund das Fell selbst schneiden?
1. Kosten sparen
Ein Besuch beim Hundefriseur kostet schnell 50–100 Euro oder mehr. Langhaarige Hunde müssen oft monatlich frisiert werden – zu Hause lassen sich so über 70 % der Kosten einsparen.
2. Weniger Stress für den Hund
Manche Hunde sind im Salon ängstlich oder aggressiv, da sie sich in einer ungewohnten Umgebung mit fremden Menschen nicht wohlfühlen. Zu Hause fühlen sie sich sicherer und entspannter.
3. Bessere Gesundheitskontrolle
Beim Schneiden lernt man die Körperstruktur des Hundes besser kennen und entdeckt früher Hautprobleme, Parasiten oder verfilzte Stellen – gründlicher als beim normalen Baden.
4. Vertrauensaufbau
Jede Fellpflege ist auch ein Moment des Vertrauens. Während ich schneide und beruhige, lernt mein Hund, sich auch an empfindlichen Stellen wie Pfoten oder Ohren anfassen zu lassen.
2. Vorbereitung: Werkzeuge und Umgebung
Vor dem Schneiden ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Hier ist meine Checkliste der benötigten Werkzeuge:
- Elektrischer Haarschneider für Hunde
Leise, mit einstellbarer Länge und scharfen, aber sicheren Klingen. Zu laute Geräte schrecken Hunde ab. - Hundescheren
Glattschere (für gerade Schnitte), gebogene Schere (für Rundungen an Ohren, Pfoten) und Effilierschere (für Übergänge). - Bürste und Entfilzungskamm
Vor dem Schneiden gut durchbürsten, um Verfilzungen zu lösen. - Badeutensilien
Vor dem Schneiden baden und gut trocknen, damit das Fell sauber und weich ist. - Blutstillpulver/Watte
Falls versehentlich geschnitten wird, hilft schnelle Wundversorgung. - Föhn und Handtuch
Nach dem Baden muss das Fell vollständig trocken sein. - Leckerlis und Spielzeug
Zur Belohnung und Ablenkung während des Schneidens.

Raumgestaltung:
Am besten ein heller, gut belüfteter Raum mit rutschfestem Boden, z. B. das Badezimmer oder ein Balkon. Eine wasserfeste Unterlage erleichtert die Reinigung. Der Hund sollte auf einem stabilen Tisch stehen, mit einem weichen Halteband (nicht zu eng!) am Hals gesichert sein.
3. Vorbereitungsschritte vor dem Schneiden
Eine gute Vorbereitung erspart viel Stress:
- Baden und gründlich trocknen
Nasses Fell lässt sich schlecht schneiden und kann zu Hautreizungen führen. - Durchbürsten des Fells
Besonders unter den Achseln, hinter den Ohren und an den Oberschenkeln neigt das Fell zum Verfilzen. - Krallen schneiden und Ohren reinigen
Wichtige Pflegeschritte, die gut zum Schneidetermin passen. - Hund an Geräusche gewöhnen
Vor dem Schneiden den Haarschneider laufen lassen und mit Leckerlis positive Assoziationen schaffen.
4. Anleitungen für verschiedene Körperbereiche
Kopf und Gesicht
Vorgehensweise:
- Nutze überwiegend die Schere, nicht den Trimmer, um Verletzungen zu vermeiden.
- Mit der gebogenen Schere entlang der Augenbrauen und am Maul schneiden, weiche Rundungen beibehalten.
- Bei Hunden mit tränenden Augen die unteren Augenhaare regelmäßig kürzen.
Achtung:
- Halte den Kopf vorsichtig fest, nie direkt von vorne schneiden – Verletzungsgefahr.
- Schnurrhaare nicht komplett entfernen – sie helfen bei der räumlichen Orientierung.
Ohren und Ohrenränder
Vorgehensweise:
- Ränder mit gebogener Schere rund schneiden.
- Im Ohr mit einer speziellen Pinzette einige Haare zupfen, zur besseren Belüftung.
Achtung:
- Niemals tief in den Gehörgang schneiden!
- Hunde neigen hier zum Kopfschütteln – gut festhalten.
Rumpf (Rücken, Bauch, Flanken)
Vorgehensweise:
- Hauptsächlich mit dem Haarschneider arbeiten.
- Von der Rückenmitte aus entlang der Fellwuchsrichtung schneiden.
- Im Bauchbereich vorsichtig sein, besonders bei Rüden.
Tipps:
- In ca. 45° Winkel führen, nicht zu nah an die Haut.
- Für ein natürliches Ergebnis am Schluss mit der Effilierschere nacharbeiten.
Beine und Pfoten
Vorgehensweise:
- Pfotenränder mit der gebogenen Schere kürzen.
- Zwischen den Ballen vorsichtig mit kurzem Aufsatz des Trimmers arbeiten.
Achtung:
- Nicht zu viel zwischen den Zehen entfernen – im Winter droht Unterkühlung.
- Leckerlis bereithalten, wenn der Hund zappelt.
Po und Rute
Vorgehensweise:
- Haare rund um den After gut kürzen – wichtig für Hygiene.
- Je nach Rasse Rute rund schneiden oder längere Haare stehen lassen.
Achtung:
- Beim Anusbereich sanft ausdrücken, um evtl. gefüllte Analdrüsen zu leeren.
- Die Rute ist empfindlich – ruhig und vorsichtig arbeiten.
5. Tipps für verschiedene Felltypen
Langhaarige Hunde (z. B. Pomeranian, Yorkshire Terrier)
- Fokus auf Entfilzen und Ausdünnen, um Volumen zu erhalten.
- Schnittfrequenz: etwa einmal pro Monat.
Lockige Hunde (z. B. Pudel, Bichon Frisé)
- Regelmäßige Formpflege erforderlich (z. B. Teddyschnitt, runder Kopf).
- Schnittfrequenz: alle 3–4 Wochen.
Kurzhaarige Hunde (z. B. Mops, Labrador)
- Weniger Schneiden nötig, eher Reinigung und Kontrolle.
- Schnittfrequenz: alle 2 Monate, Fokus auf Pfoten und Po.
6. Häufige Anfängerfehler und wie man sie vermeidet

- Zu viel auf einmal schneiden
Lieber schrittweise kürzen – regelmäßig kontrollieren. - Nasses Fell schneiden
Immer komplett trocknen – nasses Fell lässt sich nicht gut schneiden und kann ziepen. - Zu lange am Stück schneiden
Maximal 40 Minuten am Stück – besser in Etappen arbeiten. - Emotionen des Hundes ignorieren
Anzeichen von Stress beachten: schnelles Atmen, Zittern, Weglaufen – dann Pause einlegen. - Sicherheitsregeln missachten
Schere oder Trimmer nie unbeaufsichtigt lassen, immer sicher lagern.
7. Pflege nach dem Schneiden
- Haare entfernen
Mit einem feuchten Tuch oder Föhn lose Haare entfernen – wichtig, damit der Hund sie nicht abschleckt. - Haut kontrollieren
Nach Rötungen, Kratzern oder Schuppen schauen – bei Problemen sofort handeln. - Belohnung nicht vergessen
Nach der Pflege Leckerlis geben, damit der Hund es positiv erlebt. - Fotos und Notizen machen
Ich fotografiere nach jedem Schnitt das Ergebnis – zum Vergleich und für saisonale Anpassungen.
8. Fellpflege als Ausdruck von Nähe
Anfangs war ich beim Schneiden nervös: Was, wenn ich mich verschneide? Wenn mein Hund plötzlich zuckt? Wenn ich ihn verletze? Doch mit Geduld und Übung lernte ich nicht nur die Technik, sondern auch, wie wichtig diese Zeit für unsere Beziehung ist. Mein Hund lässt sich inzwischen ruhig frisieren – weil er weiß, dass ich vorsichtig und liebevoll mit ihm umgehe.
Wenn du auch vorhast, deinem Hund selbst das Fell zu schneiden, brauchst du keine Angst zu haben. Du musst nicht perfekt sein – aber aufmerksam, geduldig und liebevoll. Jeder Schnitt ist ein Ausdruck deiner Fürsorge. Und mit jedem Schnitt wächst das Vertrauen zwischen dir und deinem Hund. Denn jedes einzelne Haar ist ein stiller Zeuge eurer gemeinsamen Zeit.