Eine Katze zum ersten Mal zu halten, ist aufregend – aber auch etwas überwältigend. Besonders beim Anblick der unzähligen Katzenprodukte auf dem Markt geben viele neue Halter unnötig viel Geld für scheinbar schicke, aber letztlich nutzlose oder sogar schädliche Dinge aus. Katzen sind keine „pelzigen Kinder“, sondern haben ihre ganz eigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Wer blind Trends folgt, steigert nicht das Wohlbefinden der Katze, sondern riskiert das Gegenteil.
1. Katzentoilette: Nicht nach dem Aussehen wählen – manche Designs schrecken Katzen ab
Irrtum: Schön heißt nicht funktional
Viele moderne Katzentoiletten wirken mit ihrem „nordischen Stil“ oder „minimalistischen Design“ fast wie Dekoration. Doch oft sind sie in der Praxis ungeeignet: zu kleiner Eingang, zu enge Innenräume, fehlender Spritzschutz oder zu hohe Ränder. Das führt dazu, dass Katzen sie meiden oder beim Verlassen Streu überall verteilen. Besonders geschlossene oder „Top-Entry“-Modelle mögen viele Katzen nicht, da sie sich darin eingeengt fühlen. Im schlimmsten Fall vermeiden sie die Toilette ganz – mit gesundheitlichen Folgen wie Harnverhalt oder Verstopfung, was langfristig zu Blasenentzündungen führen kann.
Besser so:
- Funktion vor Optik – das Verhalten der Katze zählt
- Offene oder halbgeschlossene Modelle sind luftiger und leichter zu reinigen
- Innenraum groß genug, damit die Katze sich drehen kann
- Niedrige Ränder bei Kitten oder älteren Katzen bevorzugen
- Ergänzend: rutschfeste Streumatte oder Spritzschutz zur Sauberkeit rund um die Toilette
Empfehlung:
- Große, offene Toilette + rutschfeste Matte mit strukturierter Oberfläche
- Verstellbare, halbgeschlossene Toilette je nach Alter und Mobilität der Katze
- Mehrere Toiletten in Mehrkatzenhaushalten, um Konflikte zu vermeiden

2. Katzenfutter: Lass dich nicht von „importiert“ oder „teuer“ blenden – Nährstoffe sind entscheidend
Irrtum: Preis oder Herkunft sagen nichts über Qualität
Viele neue Halter glauben, dass teures oder ausländisches Futter automatisch besser ist. Doch entscheidend ist der Nährwert – nicht der Preis. Manche „Premium“-Marken werben mit „wenig Protein“ oder „Fruchtzusätzen“ – das widerspricht dem Bedarf fleischfressender Katzen. Katzen sind obligate Karnivoren und benötigen hochwertiges tierisches Eiweiß. Pflanzenstoffe oder zu viele Kohlenhydrate können zu Verdauungsproblemen, Übergewicht oder sogar Diabetes führen. Ein hoher Fleischanteil ist daher essenziell – egal ob nass, trocken oder roh.
Worauf achten:
- Mind. 30 % Eiweiß, idealerweise tierischen Ursprungs
- Taurin, Vitamin A, Omega-3-Fettsäuren müssen enthalten sein
- Getreidefreies Futter bevorzugen – besser für Allergiker
- Die ersten 3 Zutaten sollten Fleisch sein – keine Nebenprodukte
- Auf Zertifizierungen wie NRC oder AAFCO achten
Empfehlung:
- Getreidefreies Trockenfutter mit ≥ 32 % Protein & Taurin – ideal für aktive Katzen
- Hochwertige Nass- oder Rohfutter-Kombinationen für Abwechslung und bessere Hydration
- Regelmäßiger Wechsel der Sorten, um Mangelerscheinungen und Futterfrust zu vermeiden
3. Katzenbett & Kratzbaum: Standort und Ausblick wichtiger als Preis
Irrtum: Teuer heißt nicht beliebt
Viele kaufen luxuriöse Betten oder große Kratzbäume – doch die Katze schläft lieber im Karton oder auf der Fensterbank. Warum? Weil wir ihr Bedürfnis nach Rückzugsorten und guter Aussicht ignorieren.
Katzen mögen erhöhte Plätze, fern vom Trubel des Haushalts. Selbst das beste Produkt nützt nichts, wenn es falsch platziert ist.
Besser so:
- Kratzbaum: lieber hoch als breit, mit Rückzugsmöglichkeiten
- Bett: weich, leicht zu reinigen, nicht zu geschlossen
- Standort: ruhig, hell, mit Ausblick
- Bei mehreren Katzen: mehrere Schlafplätze bereitstellen
Empfehlung:
- Modularer Kratzbaum mit waschbarem Bett
- DIY-Beobachtungsplätze (Fensterbank, Balkonbrett) + weiche Matte
4. Spielzeug: Qualität vor Quantität – passe es dem Charakter deiner Katze an
Irrtum: Was dir gefällt, gefällt nicht automatisch deiner Katze
Katzen unterscheiden sich stark in Spielverhalten. Nicht jede mag Laserpointer oder blinkende Bälle. Viele „niedliche“ Spielzeuge langweilen Katzen schnell – das Resultat: Unordnung & verschwendetes Geld.
Spielzeug sollte Neugier und Jagdtrieb anregen – und am besten interaktiv sein.
Besser so:
- Beobachte die Vorlieben deiner Katze (aktiv/passiv, laut/leise)
- Interaktives Spielzeug bevorzugen (z. B. Spielangel, Federstab)
- Elektrische Spielzeuge nur begrenzt einsetzen – sonst Stress
- Spielzeug regelmäßig wechseln, um es „neu“ wirken zu lassen
- Selbstgemachtes ist oft effektiver als Gekauftes (Papierkugeln, Kartons)
Empfehlung:
- Starterset: Spielangel + Federball + Leckerliball
- „Abenteuerroute“ im Raum regelmäßig verändern
5. Pflegeprodukte: Keine Allzwecklösungen – Katzen sind empfindlicher als du denkst
Irrtum: Menschliche oder Hundeprodukte kann man doch „mitbenutzen“
Viele neue Katzenhalter unterschätzen, wie empfindlich Katzenhaut wirklich ist. Während Menschenhaut einen sauren pH-Wert hat, ist Katzenhaut leicht basisch. Wird ein falsches Shampoo verwendet – etwa eines für Hunde oder gar Menschen – kann das die natürliche Schutzbarriere der Haut zerstören. Die Folge sind Juckreiz, trockene Stellen, Schuppen oder gar entzündete Haut. Noch gefährlicher: Ätherische Öle wie Teebaum- oder Lavendelöl, die in vielen Naturkosmetikprodukten enthalten sind, können für Katzen hochtoxisch sein. Auch der Geruchssinn von Katzen ist viel feiner als unserer – was für uns angenehm riecht, ist für sie oft unerträglich oder sogar gesundheitsschädlich.

Besser so:
- Nur katzenspezifische Pflegeprodukte verwenden – am besten pH-neutral, duftfrei, hypoallergen.
- Regelmäßiges Bürsten (mindestens 1–2× pro Woche) beugt Verfilzungen vor, entfernt lose Haare und unterstützt die Hautgesundheit. Besonders während des Fellwechsels ist tägliches Bürsten sinnvoll.
- Pflegeutensilien wie Krallenschere, Augen- und Ohrenreiniger sollten speziell für Katzen ausgelegt sein – sowohl in Größe als auch in Sicherheitsmechanismen.
- Vermeide konsequent den Einsatz von Menschen- oder Hundeprodukten, auch wenn diese als „mild“ oder „natürlich“ deklariert sind.
- Treten Hautprobleme auf, sollte der erste Weg zum Tierarzt führen – nicht in die Drogerie oder das Internetforum. Unkontrollierter Einsatz von medizinischen Shampoos kann mehr schaden als nützen.
Empfehlung:
- Katzengeeigneter Trockenschaum zur sanften Reinigung ohne Wasser, kombiniert mit einer weichen Silikonbürste und einer sicheren Krallenschere mit Schutzkante.
- Feuchttücher speziell für Katzen zur punktuellen Reinigung von Pfoten, Gesicht oder Afterbereich.
- Zur Parasitenprävention: Spot-on-Präparate oder gut verträgliche Flohhalsbänder – immer auf das Gewicht und Alter der Katze abgestimmt.
Wissenschaftlich statt willkürlich – Katzenprodukte mit Verstand auswählen
Katzen sind Meister der Körpersprache, aber sie sprechen nicht. Wenn ihnen ein Produkt unangenehm ist, werden sie es nicht verbal äußern – sie zeigen es durch Vermeidungsverhalten, Rückzug, Unruhe oder schlichtes Ignorieren. Ein guter Halter beobachtet genau, erkennt feine Signale und reagiert mit Einfühlungsvermögen statt mit Produktüberfluss.
Die richtige Pflege basiert auf Wissen, nicht auf Marketingversprechen. Die besten Produkte nützen nichts, wenn sie nicht korrekt eingesetzt oder vom Tier abgelehnt werden. Weniger ist oft mehr – vor allem bei sensiblen Tieren wie Katzen. Beobachte dein Tier, informiere dich und triff bewusste Entscheidungen.
Mach aus dem Wunsch, deiner Katze „nur das Beste“ zu geben, keine belastende Materialschlacht. Stattdessen: Einfache, gut gewählte Pflege – für eine gesunde, zufriedene Katze und ein harmonisches Zusammenleben.